Dreiviertelärmel – ein Hohn für die Emanzipation

Ich bin und bleibe eine Emanzimama

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Da stehe ich gerade mal wieder mit ziemlich schlechter Laune am Spülbecken. Dabei habe ich tatsächlich meistens schlechte Laune, vor allem dann, wenn andere Hausbewohner (männlich) sich in der Zeit schon gemütlich auf das Sofa gelümmelt haben. Dort am hässlichsten Ort unserer Küche gehe einer meiner häufigsten und ungeliebtsten Tätigkeiten nach: Geschirr spülen.

Das wird mir hier gleich zu hemdsärmelig!

Wer keine Kinder hat oder nicht den ganzen Tag mit Kindern zuhause ist, kann sich gar nicht vorstellen, wie oft man am Tag so am Spülbecken steht. Und das alles, obwohl wir sogar eine Spülmaschine haben. Morgens erstmal die Sachen beseitigen, die man sich am Abend noch gegönnt hat, als die Kinder schon geschlafen haben (Kuchen, Joghurt, Wein, Chips, Nüsse, Schokolade). Nach dem Frühstück dann die Schälchen spülen, denn angetrocknetes Müsli ist kein Spaß, Vormittagsknabbereien, Mittagessen, Begrüßungssnack nach dem Kindergarten, Nachmittagssnack, Waffeln backen, Abendessenvorbereitungen, Abendessennachbereitungen….da hat man, äh frau, ganz schön viele Gelegenheiten, dem Spülbecken ‚Hallo‘ zu sagen.

Dann wollen wir doch mal die Ärmel hochkrempeln

Und als ich da so stehe, bis zu den Handgelenken im Schaum, denke ich mir: Boa ist das praktisch! Meine Ärmel werden gar nicht nass. Denn ich trage heute Dreiviertelärmel. Und dann fällt mir erstmal auf, was mich diesen Tag alles nicht geärgert hat. Mein Ärmel ist gar nicht am Klettverschluss der vollen Windel hängengeblieben. Mein Ärmel hat gar nicht eine halbe Tonne Mehl aufgekehrt, als ich Teig ausgerollt habe. Mein Ärmel wurde nicht mal mit Zahnpasta bespuckt. Mein Ärmel ist noch total sauber und trocken. Wow! Diese Dreiviertelärmel….Aber bevor ich euphorisch werden kann, kommt mir ein Gedanke.
Mooooment mal, habe ich schon jemals einen Mann mit Dreiviertelärmel gesehen? Nö! Naja, zumindest vielleicht selten. Meiner hat zumindest keine Pullis mit Dreiviertelärmeln.

Gleichberechtigung lässt sich nicht aus dem Ärmel schütteln!

Ist ja auch kein Wunder, denn Männer könnten sich ja gar nicht darüber freuen, wie praktisch diese modische Errungenschaft im Alltag so ist. Sie haben ja eher selten das Problem, dass der Ärmel beim Spülen oder Putzen stören würde. Ganz im Gegenteil, sie tragen sogar Hemden, die man nicht einmal schnell nach oben schieben kann. Da müsste man ja erst einmal die Knöpfe öffnen, dann die Ärmel nach oben krempeln, um die Hände in die Spülsuppe zu tunken. Das würde natürlich viel zu lange dauern.

Offensichtlich wurde dieses modische Highligh extra für die fleißige Hausfrau entwickelt. Denn seien wir mal ehrlich, was soll denn sonst der Zweck dieses verkürzten Ärmels sein? Das ist einfach nichts Halbes und nichts Ganzes. Entweder es ist kalt und ich möchte einen Pulli tragen, der mir bitte auch die Handgelenke wärmt. Oder es ist so warm, dass ich mich mit einem T-Shirt oder einem Tanktop begnüge. Warum – wenn nicht, damit sie beim Spülen nicht nass werden – sollte man den unteren Teil der Ärmel einsparen?

Da kann ich doch mal ganz hemdsärmelig behaupten: Geile Sache, solche Dreiviertelärmel. Wir Frauen können uns glücklich schätzen, dass unser Kleiderschrank mit solchen gleichermaßen praktischen wie modischen Spielereien gesegnet ist. Dank der Dreiviertelärmel können wir uns sofort auf die Arbeit stürzen und werden dabei nicht einmal dreckig.

Jetzt habe ich allerdings noch einen Trumpf im Ärmel (zum Glück keinen Trump)

Naja, was soll’s, die Männer haben schließlich andere Päckchen zu tragen. Zum Beispiel unsere Geldbeutel und Handys. Denn Frauenhosen haben einfach zu kleine Taschen und Kleider gar keine. Da bleibt ja nichts anderes übrig, als die dringend benötigten Utensilien in den tiefen Taschen der begleitenden Männerhose verschwinden zu lassen. Das finden die Männer meistens gar nicht so lustig (genauso so wenig lustig, wie ich das Spülen finde..). So ist also am Ende jeder mit den impliziten Funktionen der Kleidungsstücke gestraft.

In diesem Sinne, ein Hoch auf geteiltes Leid der noch nicht befriedigenden Emanzipation.

Und bitte versteht meinen Text mit einem Augenzwinkern, denn ich bin mir sicher, ihr habt alle ganz bezaubernde, hilfsbereite Männer, die auch gerne mal die Ärmel hochkrempeln..
Eure Klaramama

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