Die Kommunikation unter Müttern ist speziell. Denn wenn die Kinder dabei sind, gibt es immer nur unvorhersehbare ungestörte Phasen zum Reden. Und weil dann immer etwas dazwischenkommt, werden viele Unterhaltungen nicht zu Ende geführt.
Geht es euch dann auch oft so, dass ihr abends im Bett liegt und plötzlich merkt, dass ihr gar nicht erfahren habt, wie die Geschichte eurer Freundin beim Kinderarzt nun ausgegangen ist? Sie hatte doch lang und breit erzählt, wie anstrengend es im Wartezimmer war, weil ein Junge herumgerannt ist und überall seine Viren verteilt hat. Aber was am Ende beim Arzt herausgekommen ist, hat man dann irgendwie gar nicht mehr erfahren.
Wie ist die Geschichte denn nun eigentlich ausgegangen?
Oder das Problem von der anderen Freundin, dass ihr Auto einfach nicht angesprungen ist und sie doch einen wichtigen Termin hatte. Wie ist sie da nun eigentlich hingekommen? Und was ist mit dem Stillproblem von Tanja? Da wollte sie doch auch noch etwas erzählen, bis Peter mit einer verfaulten Quitte auf den Kopf seiner Schwester eingehauen hat und sie zur Strafe sofort nach Hause gerannt sind…Das kommt euch doch sicher alles irgendwie bekannt vor?
Inhalt
Geschichten mit offenem Ende
Irgendwie bleibt meistens das Ende offen, weil immer irgendetwas dazwischenkommt. Einer heult, einer fällt, eine hat Hunger, eine steckt sich etwas in den Mund. Mamas sind einfach immer überall, nur nicht unbedingt bei dem, was sie erzählen. Und noch viel weniger bei dem, was andere Mütter erzählen.
Ist das nicht manchmal irgendwie frustrierend, wenn man das Gefühl hat, das ist alles nur ein kleines Kratzen an der Oberfläche? Denn umgekehrt ist es ja genauso: man wollte unbedingt noch etwas erzählen oder fragen, aber irgendwie kommt man einfach nicht dazu. Man hat ein Problem, dass man unbedingt mal einer anderen Mutter schildern würde, aber jedes Mal, wenn man dazu ansetzt, wird man gestört. Und dann liegt man abends im Bett und kann nicht einschlafen. Gedanklich macht man sich eine Liste:
- Ich muss noch fragen, wie es beim Arzt war.
- Ich muss noch meine Hilfe anbieten wegen des kaputten Autos.
- Ich wollte noch erzählen, wie unser Ausflug war.
- …
Uff. Und am Ende? Bleibt wieder alles ungesagt, weil man in die drei Minuten Redezeit, die einem vergönnt werden, versucht alles Wichtige der letzten Woche zu packen. Gedankensprünge sind da inklusive. Wiederholungen auch, denn irgendwie hat man ja auch vergessen, was man wem schon erzählt hat. Pointen sind da völlig überbewertet, es reicht ja ein Thema anzureißen und dann schnell zum nächsten zu springen.
Mütter kommunizieren anders
Ist euch das auch schon mal aufgefallen, dass Mütter ganz anders kommunizieren als andere? Mal abgesehen vom Thema, das natürlich eh immer nur von den Kindern handelt, versuchen Mütter gleichzeitig so viele Informationen zu senden wie möglich, aber dabei auch die Informationen von anderen zu verarbeiten. Das wird dann in den großen Topf der Vergleiche geschmissen. Im Kopf von Müttern rattert nämlich den lieben langen Tag die Vergleichsmaschine: Der kann das schon, meiner nicht. Die kann das noch nicht, dafür kann meine das schon lange. Wer ist nun die bessere Mutter? Ist ja am Ende auch egal, denn zu einem Ende kommt es ja wie gesagt eh nicht.
Mütter müssen ihre Sinnesorgane aufteilen
Und auch die Körpersprache beim Müttertalk unterscheidet sich deutlich von anderen Gesprächen. Entweder Mütter schauen ihren Gesprächspartner an, sind aber mit den Ohren bei den Kindern. Oder sie schauen zu den Kindern, hören aber zu. Und um das zu signalisieren, nicken sie permanent heftig. Das heißt aber auch nicht unbedingt, dass es dann eine Reaktion auf das Thema gibt. Es kann nämlich sein, dass die andere Mutter im nächsten Moment zum Sprung ansetzt um eines ihrer Babys zu retten. Falls es danach dann weitergeht, wird die Pause zu einem eleganten Themenwechsel genutzt, schließlich muss die andere auch mal wieder etwas senden.
Meine wirren Redebeiträge
Manchmal macht es mich wirklich traurig, dass man überhaupt kein vernünftiges Gespräch mehr führen kann. Ich schätze einfach Gespräche, die hin- und hergehen, bei denen eins zum anderen führt und die Gedanken am Ende zu einer Lösung führen oder man gemeinsam eine Idee entwickelt. Mit den mütterliche Redebeiträgen bin ich manchmal noch etwas überfordert. Wenn ich zum Zuge komme, verhaspel ich mich total, rede wirres Zeug, weil ich mit meinen Gedanken schon viel weiter war und alle starren mich verständnislos mit offenem Mund an. Oder sind die einfach nur müde? Oder hören sie gerade einfach nicht zu? Ach, dann spar ich mir die Pointe auch lieber, merkt eh keiner, wenn ich mittendrin aufhöre, zu erzählen. Ich war eh nie so der Redetyp und mit Kindern kann man seine Redefaulheit immer sehr gut auf die Müdigkeit schieben.
Mütter dürfen sich auch mal einfach nur anschweigen
Aber es gibt zum Glück auch die Momente, in denen man sich einfach mal anschweigt. Vor allem, wenn die Mütter müde sind. Schweigend den Kinderwagen nebeneinander herschieben (das heißt aber nicht, dass die Vergleichsmaschine nicht ununterbrochen weiterläuft), sich gegenseitig angähnen, mitfühlend zunicken, zusammen Kaffee kaufen & trinken…. Da gibt es dann auch keine Pointen, denn es gibt nicht mal einen richtigen Anfang. Es zählt dann einfach nur, nicht alleine zu sein. Und genau das ist ja auch der Anspruch der Kommunikation von Müttern: Gemeinschaft. Nicht alleine sein. Probleme teilen. Da ist die Pointe auch nicht immer so wichtig, denn wenn irgendetwas Schlimmes gewesen wäre, dann hätte man das ja erfahren.
Wie können wir unsere Mütter-Kommunikation verbessern?
Bei allem, was ich über die Kommunikation von Müttern festgestellt habe, nehme ich mich natürlich nicht raus. Von daher wäre es ja schlimm, wenn ich nicht versuchen würde, mich selbst zu bessern und Wege zu finden, das Dilemma zu lösen. Also hier ein paar Vorschläge:
- Zu den Kinder auch mal sagen: “Ich unterhalte mich gerade. Lass mich kurz fertig reden, dann bin ich für dich da.”
- Wenn wirklich ein Eingreifen bei den Kinder nötig ist, dann kurz sagen: “Merk dir, was du sagen wolltest” oder “Wir reden gleich da weiter“.
- Bei einer Störung versuchen den roten Faden zu behalten und anschließend wieder ins Gespräch einsteigen mit “Du wolltest noch erzählen, was…” oder “Du hattest gerade gesagt, dass..“, “Worauf ich eben hinaus wollte war, dass..“
- Vorher notieren, wenn man etwas unbedingt erzählen oder fragen will. (Ihr lacht? Ich mach das vor einem Arztbesuch z.B. immer. Und auch bevor ich mit meiner Freundin telefoniere, mach ich mir ein paar Stichwörter, was ich alles fragen will.)
- Wenn es darum geht, ernsthafte Probleme zu besprechen: Ohne Kinder treffen oder dann reden, wenn die Kinder schlafen (z.B. im Kinderwagen)
- Zur Not das Ende der Geschichte später noch per Whatsapp schicken.
Habt ihr noch mehr Tipps?
Eure Klara
Du triffst die Mutti… äh, den Nagel genau auf den Kopf. Genau so ist es! 🙂