Neapel mit Kleinkindern?! Ja bitte! Langsam & sicher

2 Tage Städtereisen mit Kleinkindern in Neapel & Herculaneum

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Neapel mit Kleinkindern

Als wir meiner Großtante, die schon ihr Leben lang in Italien lebt, unseren wagemutigen Plan unterbreiteten: nach Neapel mit 2 Kleinkindern, ging sie fast die Decke hoch: Ihr könnt doch nicht mit zwei kleinen Kindern nach Neapel. Da ist es gefährlich… Oh doch, das wollten und konnten wir. Und wir sind froh, dass wir das gemacht haben. Denn wir konnten eine echte neapolitanische Pizza essen, den berühmten Mexico-Espresso trinken und Herculaneum besichtigen. Unser Tipp: Kleinkinder in die Trage nehmen, losmarschieren und das Flair von Neapel genießen.

Mit dem Auto nach Neapel

Die Fahrt nach Neapel war eigentlich gar kein Problem. Von unserer Homebase aus (bei meiner Großtante) in den Abruzzen hatten wir etwas über 1,5 Stunden Anfahrt. Zum Glück habe ich ungefähr den coolsten Mann, der uns sogar durch Neapel gelassen kutschiert (ob er wohl doch heimlich italienische Wurzeln hat?). Das Autofahren in Italien ist ja so ein Thema für sich, da braucht man starke Nerven. Und in Neapel ist das nochmal ganz besonders schlimm: Wer bremst hat verloren.

Zum Autofahren in Italien braucht man starke Nerven. Hier gelten andere Regeln. Wenn einer blinkt, kann das alles bedeuten. Nur eines nicht: abbiegen.

Aber wo stellt man nun am besten ein relativ neues Auto mit deutschem Kennzeichen ab, ohne zu riskieren, später nicht mehr alle Scheiben zu haben? Immerhin bin ich inzwischen älter und schlauer geworden und möchte nicht noch einmal ohne Beifahrerscheibe durch ganz Italien fahren, so wie in Studentenzeiten, wo man so schlau war, ein voll bepacktes Auto am Meer zu parken. Jaja, ich weiß (liebe Grüße an Steffi).

Bewachte Parkplätze und Parkhäuser in Neapel

Im Vorfeld haben wir uns also schon einmal informiert und uns ein bewachtes Parkhaus in Neapel ausgesucht: die Garage Turistico. Die ist relativ zentral und von dort aus konnten wir alles fußläufig bewältigen. Außerdem gibt es die angeblich schon seit 50 Jahren. Muss also sicher sein. (Hier gibt es Empfehlungen)

Als wir dort ankamen waren wir trotzdem erstmal etwas skeptisch. Denn das ist dort nicht wie in einer Tiefgarage in Deutschland, wo man durchfährt und sich einen Parkplatz sucht. Nein, man steigt am Eingang mit Sack und Pack aus und gibt den Autoschlüssel ab. Eine ungefähre Zeitangabe muss man machen, wann man das Auto wieder abholt. Dann gibt es einen Zettel und ein Mitarbeiter fährt mit dem Auto weg und parkt es irgendwo.

Parhaus in Neapel heißt: Schlüssel abgeben und von Mitarbeiter einparken lassen.

Äh ja, da haben wir dann doch erstmal geschluckt, weil wir genau das eigentlich nicht wollten.
In der ganzen Aufregung habe ich dann natürlich tatsächlich mein Handy im Auto liegen lassen, was mir aber erst später aufgefallen ist. Aber nochmal umzudrehen und es zu holen, wäre zu viel Aufwand gewesen. Es war ziemlich heiß und wir wollten die Kinder nicht überstrapazieren. Also war ich die ganze Zeit ein kleines bisschen nervös deswegen. Aber ich kann euch beruhigen: Das Handy war natürlich noch im Auto als wir zurückkamen. Ich würde also behaupten, dass man das Auto ruhigen Gewissens in einem Parkhaus in Neapel abgeben kann.

Unser Plan für Neapel & wie es lief

Wir hatten uns für unseren Kurztrip nach Neapel keine großen Pläne gemacht, denn wir wussten ja:

1. Es ist heißt
2. Mit den Kindern schafft man nicht so viel

Unser bescheidenes Programm für Neapel mit Kleinkindern sollte also sein:

Tag 1:
1. Typische neapolitanische Pizza bei Starita a Materdei essen
2. Einen echten Mexico-Espresso im Caffe Mexico trinken
3. Einen Eindruck von Neapel bekommen
Tag 2:
1. Herculaneum besichtigen
(2. Auf dem Rückweg Montecassino anschauen)

Und ich darf schon einmal vorwegnehmen: Ausnahmsweise wurden unsere Erwartungen dann mal übertroffen. Es hat wirklich alles super funktioniert und die Kinder waren total lieb und haben mitgemacht und hatten auch viel Spaß.

Für Städtereisen bieten sich Babytragen oder Kraxen an: man hat das Kind dicht am Körper und kann sich frei bewegen.

Die Kleine hatte ich in der Trage auf dem Rücken (was ich bei Städtereisen nur empfehlen kann) und der Große ist eigentlich alles gelaufen (Papa wollte sich nämlich nicht mit der Kraxe durch die Stadt drängen). Und die Rückenschmerzen…ihr wisst schon.

Neapolitanische Pizza bei Starita a Materdei

Unser erster Anlaufpunkt war dann mittags die berühmte Pizzeria: Starita a Materdei. Wir hatten ziemlich Glück: da wir zu einer Randzeit kamen, haben wir sofort einen Tisch bekommen. Manchmal kommt es wohl zu Wartezeiten, dann muss man ein bisschen durchgreifen, um einen Tisch zu bekommen. Außerdem ist zu beachten: Es gibt einen Straßenverkauf und das Restaurant und dafür dann unterschiedliche Schlangen. Die Pizza ist für rund 5 Euro absolut preiswert und soooo lecker.

Echte neapolitanische Pizza


Der Rand ist schön fluffig und der Teig ansonsten ganz dünn. Der Belag schön saftig. Am besten: mit Mozzarella di Bufala (Büffelmozzarella). Ein Besuch dort ist ein absolutes Muss, wenn man in Neapel ist.

Da hat sogar unser Großer fast eine Pizza verdrückt. Und als die Kleine, die noch auf meinem Rücken schlief, aufgewacht ist, hat die auch noch ordentlich reingehauen. Als die beiden dann aber anfingen, die Bude auseinanderzunehmen, sind wir schnell weitergezogen. Aber beschwert hat sich natürlich niemand. In Italien sind Kinder eigentlich immer willkommen, auch wenn sie laut sind.

Und jetzt: Espresso im Caffee Mexico

Da mein italophiler Mann schon mehrmals in Neapel war (und ich nicht), kannte er sich zum Glück schon ein bisschen aus und konnte uns nach der Pizza direkt zu dem Caffe Mexico führen, wo wir den üblichen Caffè (also Espresso) trinken wollten.

Zwischenstop für Toiletten-Pause

Naja, einen Zwischenstop mussten wir noch einlegen, denn der Große musste natürlich genau auf der Strecke auf Toilette. Und das war gar nicht so einfach, öffentliche Toiletten haben wir nicht gefunden. Irgendwann bin ich dann einfach in ein Restaurant mit ihm gegangen und habe gefragt, ob wir die Toilette nutzen dürfen. Das ging zum Glück. Mit Kindern darf man in Italien eigentlich eh alles. Leider sind die hygienischen Zustände da ganz schön fragwürdig und ich musste den Großen irgendwie über die total beschmutzte Toilette halten, während die Kleine wie immer auf meinem Rücken hing. Naja, wofür ist man Mama…

caffe mexico in Neapel

Berühmte Café-Bar mit Schiffsatmosphäre

Nach dem Toiletten-Besuch konnten wir dann auch sofort weiter in das Caffe Mexico. Hier gibt es den bekannten Mexico-Espresso in witziger Atmosphäre. Die Café-Bar ist auch sehr bekannt und daher gut besucht. Die Männer hinter der Bar tragen Kapitänsuniformen und versprühen italienischen Charme. Das heißt: es geht ziemlich schnell und rabiat zu. Aber nicht unhöflich.

Wir hatten nämlich um Zucker gebeten, weil wir nicht verstanden haben, dass der Café gezuckert serviert wird. Nach wildem Gestikulieren haben wir es dann irgendwie kapiert bzw. aufgegeben. Mir war der Espresso nämlich trotzdem etwas zu sauer, aber ich habe mich dann nicht mehr getraut, zu fragen, ob ich noch mehr Zucker haben könnte. Trotzdem: Das muss man einmal erlebt haben.

In Italien richtig Kaffee bestellen – so geht’s

Das Prinzip von den meisten Cafe-Bars und Raststätten funktioniert so: Am Eingang gibt es eine Kasse. Dort bestellt und bezahlt man. Wir nehmen der Einfachheit halber immer “due caffè“, also zweimal Espresso. Mit dem Kassenzettel geht man dann an die Bar, legt ihn auf die Theke und noch 20 Cent Trinkgeld darauf. Wenn viel los ist, darf man keine Berührungsängste haben. Wer sich brav anstellt, bekommt nichts. Am besten einfach laut brüllen, wie viele Caffè man haben möchte.

Treiben lassen in Neapel

Zitronengranita in Neapel

Nun hatten wir unser „Soll“ schon erfüllt und hatten tatsächlich Zeit, uns noch ein bisschen in Neapel treiben zu lassen. Wir machen das gerne in Städten, dass wir einfach nur Rumbummeln, Leute beobachten, an jeder Ecke etwas zum Probieren kaufen und ganz viel laufen.
Und weil alles so gut funktionierte, war die Mama ganz besonders gut gelaunt und hat dem Großen erstmal eine Zitronen-Granita von einem Straßenverkäufer besorgt. Ach, war das lecker und so unglaublich zitronig! Der Große war auch ganz stolz auf seine Mischung aus Eis und Getränk. Auch ein absolutes Muss in Neapel (nicht nur für Kinder).

Zitronen-Granita (Granita al limone) muss man in Neapel unbedingt probieren. Hier gibt es immerhin die besten Zitronen.

Ich war total begeistert von Neapel und empfand es dort als ziemlich modern und aufstrebend. In keinem Moment habe ich mich unwohl oder unsicher gefühlt. Schade, dass die Stadt mit solchen Vorurteilen belastet ist.

Es gibt dort auch richtig viele tolle kleine Läden mit Kleidung, Accessoires etc. Ohne Kinder wäre ich wahrscheinlich in einen Shopping-Rausch verfallen. Aber so ist es beim Schaufenster-Bummeln geblieben.

Neapel mit Kleinkindern heißt viele Pausen machen


Unseren nächsten Stop legten wir dann in einer Eisdiele in einer überdachten Passage ein (wir brauchten auch schon wieder eine Toilette für den Großen). Dort gab es natürlich Eis und etwas zu Trinken. Es war nämlich wirklich ganz schön heiß. Mit der Kleinen war das ein perfekter Ort, denn der Boden dort war gefliest, sodass sie mal ein bisschen herumkrabbeln konnte.

Aus lauter Übermut, weil alles so einwandfrei funktionierte, schlenderten wir weiter durch die ganze Stadt und noch zum Hafen. Das war für den Großen sehr aufregend. Hier gibt es viele große Kreuzfahrtschiffe zu sehen und natürlich den Vesuv. Allerdings fing die Sonne so richtig an zu knallen und der Weg zurück zum Parkhaus zog sich wie Kaugummi. Es kann sein, dass ich den Rest der Familie dabei ganz schön angezickt habe, aber das weiß ich natürlich nicht mehr so genau.

Blick auf Vesuv


Zurück im Auto haben wir uns sehr über die Klimaanlage gefreut und wollten nur noch zum Hotel und uns ausruhen, um fit zu sein für den nächsten Tag.

Unsere Übernachtung in Volla bei Neapel

Unser Hotelzimmer im Hotel Eracle hatten wir außerhalb von Neapel gebucht, in dem Vorort Volla. Da ist man ganz fix hingefahren (ca. 15 Minuten, falls man die Hoteleinfahrt findet) und es ist nicht weit von Herculaneum, was ja für den nächsten Tag auf unserem Plan stand. Außerdem ist es dort deutlich günstiger als direkt in Neapel. Wir haben für ein Dreibettzimmer inklusive Frühstück 76 Euro bezahlt. Das Hotel hat eine schöne Dachterrasse unddas Personal war mega lieb und total kinderfreundlich. Ständig wurden unsere Kinder auf italienisch bewundert. Das ist wirklich schön, wenn man sich mal mit Kindern willkommen fühlt.

In Italien fühlt man sich auch mit Kindern überall willkommen! Denn bambini werden hier einfach geliebt.

Das Hotel hat einen abgesperrten Parkplatz und ist direkt neben einem riesigen Einkaufszentrum gelegen. Dort haben wir dann an der warmen Theke eine Pizza gegessen (total praktisch, dass in den großen Supermärkten sogar frische Pizza gebacken wird).

Pompeji oder Herculaneum mit Kleinkindern

Pompeji ist deutlich bekannter als Herculaneum. Und es ist wohl auch sehr viel größer, voller und teurer. Deswegen dachten wir, es sei sinnvoller mit den Kindern Herculaneum zu besichtigen. Die Größe ist gut zu schaffen und man kann frei herumlaufen.

Wir sind direkt morgens dort gewesen und in der ersten Stunde waren wir nahezu alleine dort. Es war ein richtiges Abenteuer, durch die alten Häuser zu streifen und die Räume zu entdecken. Auch der Große hatte richtig Spaß. Nur hat er einmal ein kleines bisschen Ärger von einem Mann bekommen, als er auf eine Säule geklettert ist – aber nicht schlimm, danach war er dafür umso handzahmer. Die Kleine hing wie immer gemütlich auf meinem Rücken und hat sich alles angeschaut.

Mit einem Kinderwagen würde man in Herculaneum wirklich sehr schlecht durchkommen, denn die Wege sind sehr uneben. Außerdem muss man immer ein paar Stufen steigen, um in die Häuser hineinzugehen.
Als es dann gegen Mittag ziemlich heiß wurde, waren wir gerade durch und konnten gemütlich zum Auto gehen. Inzwischen hatte sich das Gelände ganz gut gefüllt und auch auf dem Parkplatz standen einige Reisebusse. An der Eintrittskasse war jetzt eine riesige Schlange. Also: Früh aufstehen lohnt sich.

Herculaneum mit Kleinkindern - Tipps


Das war unser 2-Tages-Tripp nach Neapel und Herculaneum. Wir haben es sehr genossen und können nur allen empfehlen, sich das zu trauen. Na klar, kann man mit den Kindern nicht ins Museum gehen oder sowas, aber das Leben einer Stadt kennenzulernen und typisch zu essen ist gar kein Problem.

Tipps für Herculaneum mit Kleinkindern

  • Auf keinen Fall mit Kinderwagen gehen
  • Kinder in die Trage* oder Kraxe* nehmen
  • Sofort bei der Öffnung morgens auf der Matte stehen
  • Getränke und Proviant mitnehmen
  • Aufpassen, dass die Kinder nicht auf die Steine klettern
  • Den Entdeckerdrang der Kinder wecken und erklären, was das früher alles war

Tipps für Neapel mit Kleinkindern

  • Die Stadtreise nicht unbedingt im Hochsommer planen (so wie wir)
  • Auto in überwachtem Parkhaus abstellen
  • Vorher einen Plan machen, wo man hin möchte
  • Nicht zu viel planen: 2 bis 3 Sachen reichen
  • U-Bahn-fahren vermeiden (eng, voll, stressig)
  • Keinen Rucksack oder Ähnliches mitnehmen
  • Etwas Bargeld in der Hosentasche haben
  • Wenn es mal eine gute Toilette gibt: Kind vorsorglich draufschicken
  • Unbedingt eine Zitronen-Granita trinken (Straßenverkauf)
  • Neapolitanische Pizza probieren (Starita a Materdei)
  • Mexico-Espresso trinken (Caffé Mexico)
  • Typisches Gebäck probieren (Straßenverkauf)
  • Kinder in der Trage oder Kraxe auf den Rücken schnallen (Wir haben: Ergobaby und Deuter)
  • Pausen machen
  • Noch mehr Pausen machen
  • Viel Wasser mitnehmen
  • Sich dem Tempo der Kinder anpassen
  • Hotel mit bewachtem Parkplatz buchen
  • Wer im Sommer reist: Öffnungszeiten checken, im August schließt einiges

Habt ihr auch schon Stadtreisen mit Kindern gemacht?

Eure Klara

Wenn ihr auf der Suche nach einem Reise-Buggy seid, dann werdet ihr in meinem Artikel über Reise-Buggys sicher fündig.

1 KOMMENTAR

  1. […] Unser Ziel war also ein kleines Dorf in den Abruzzen: Balsorano. Eine Strecke von fast 1300 km. Naja, kann man ja mal ausprobieren. Die Hinfahrt haben wir in zwei Etappen bestritten mit einer Übernachtung bei Bologna. Und die Rückfahrt sind wir dann tatsächlich in einer Nacht durchgefahren. Ich kann allerdings nicht wirklich sagen, was weniger anstrengend war. So eine Fahrt ist einfach eine Tortur (und natürlich muss es dann auch noch in Strömen Regnen, während ich mitten in der Nacht die Strecke über die Alpen fahre). Worauf ich aber hinauswill: Die drei Wochen Italien waren echt wunderschön. Wir waren wirklich ganz begeistert und haben es nicht bereut, die weite Fahrt auf uns genommen zu haben (siehe z.B. auch mein Bericht über Neapel mit Kleinkindern). […]

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